Das Misereor Hungertuch aus dem Jahr 2000 wird uns in dieser Fastenzeit begleiten, da das Fastentuch das Jahresthema sowie das Thema in der Fastenzeit, "Du bist ein Schatz durch Glauben, Liebe und Hoffnung" anschaulich darstellt. Der Künstler Suryo Indratno aus Java versucht, die Würde des einzelnen Menschen als Gottes Schatz in den Mittelpunkt zu stellen, in dem er die Not des Volkes durch verschiedene Bilder ins Bewusstsein ruft und der Hoffnung ein neues Gesicht gibt.
Der Künstler hat – ausgehend vom Schöpfergott – im Uhrzeigersinn eine immer enger zulaufende Spirale gestaltet. Diese Bewegung symbolisiert den pulsierenden Rhythmus des Lebens und der Schöpfung. Sie mündet ein in das zentrale Symbol des javanischen "Berg-Baumes", ein kosmisches Bild für die Harmonie zwischen allem, was lebt. Der regenbogenfarbene Strahlenkranz ist Zeichen der Harmonie zwischen Gott und den Menschen. Seine bunten Farben setzen die Bilder-Spirale in Gang.
Die bedrückenden Szenen der Tyrannei gegen Schwache, die Inhaftierung Intellektueller und politisch Unliebsamer, die bedrohlichen Schatten der Generäle am linken Bildrand sind in vielen Teilen der Welt alltägliche Realität. Sie werden dennoch aufgebrochen durch Zeichen der Hoffnung und der Solidarität untereinander: Die Menschen, die eng beieinanderstehen, haben keine Berührungsängste, sie reichen einander die Hände und überwinden Klassen- und Rassenschranken.
Das Mahl – Der neue Beginn
Wir sehen einen Berg gelb gefärbten Reises, garniert mit allerlei köstlichen Früchten. Im Kreis um ihn sitzen Männer und Frauen verschiedener Herkunft und Religionszugehörigkeit. Sie feiern ein Fest. Im Zentrum des Bildes lagert eine kleine Familie, die junge Mutter stillt ihre hungrigen Babys. Damit bringt das Hungertuch die Botschaft anschaulich vor Augen, dass wir alle Geschöpfe des einen Gottes sind. Wie das Kreuz Jesu Christi verbindet der Bergbaum Himmel und Erde. Er ist gleichzeitig Ende und Anfang der Bilder-Spirale. Seine Spitze verschmilzt mit Gott, dem Schöpfer. Alles wird dadurch vernetzt: Gott und Mensch, Menschen und Tiere, Tiere und Pflanzen.
Das farbig gestaltete Hungertuch lädt uns dieses Jahr ein, unsere unverlierbare göttliche Würde erneut wahrzunehmen und im Umgang mit den Mitmenschen, mit der Natur und mit der ganzen Welt wahrzumachen, damit wir erleben: "Du bist ein Schatz durch Glauben, Liebe und Hoffnung".
P. Anto Poonoly und Pfarreirat Mauren-Schaanwald