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Zurück zur Übersicht 21. Februar 2025

Fastenzeit 2025 - Miteinander und Füreinander

Die Fastenzeit ist für uns Christen die Zeit, in der wir eingeladen sind, umzukehren und für das gute Leben aller Menschen aufzustehen. In diesen sieben Wochen vor Ostern hängt das Misereor-Hungertuch aus Deutschland in unserer Kirche und lädt dazu ein, innezuhalten und sich auf seine eindrucksvolle Bildsprache einzulassen. Das neue Hungertuch der Erfurter Künstlerin Konstanze Trommer trägt den Titel „Gemeinsam träumen – Liebe sei Tat“.

Das dreiteilige Hungertuch zeigt die Idylle, aber gleichzeitig die Risse und klare Bezüge zu täglichen Nachrichten von Krieg bis Klimakatastrophe, die keine grosse Hoffnung für die Zukunft erscheinen lassen.

Im Mittelpunkt des Hungertuchs stehen dreizehn Kinder aus verschieden Ländern: Sie leben – umgeben von Meer – allein auf einer kargen Sandbank ohne Pflanzen. Das Bild zeigt nicht, warum die bunte Gruppe auf dieser Insel gestrandet ist.  Das Auffallende ist, dass sie tatkräftig anpacken, um damit das geschwisterliche Miteinander zum Ausdruck zu bringen. Alle stehen in Beziehung zueinander. Niemand bleibt alleine. Die entscheidende Frage zu diesem Hungertuch lautet nicht, woher der Einzelne kommt, sondern wohin wir gemeinsam gehen.

Das Bild ist zweigeteilt. Der Horizont links ist himmelblau und ruhig. Von rechts dagegen zieht ein bedrohliches Unwetter heran. Die Szene erinnert an die von Menschen verursachte Veränderung des Klimas.

Drei goldene Streifen an den Rändern des Hungertuches deuten ein Kreuz an. Dieses christliche Zeichen nimmt die Szene in die Mitte und markiert sie als etwas Besonderes. Die Künstlerin betont: Allein tatkräftige Liebe, und nicht das Gerede darüber, hilft uns, Krisen zu bewältigen. Die Zeltspitze ragt in den Himmel wie eine „Antenne der Liebe“. Sie nimmt jeden Notschrei auf und hilft uns, die Sorgen der anderen in Liebe zu hören. Wir alle sind aufeinander angewiesen. Wenn Krisen kommen, merken wir, dass wir alles nur schaffen, wenn wir uns gegenseitig helfen, nach vorne zu schauen und Träume und Ideen zu entwickeln. Darum stellen wir die Fastenzeit unter das Jahresthema; Miteinander und Füreinander in Glaube, Hoffnung und Liebe.

Glaube heißt, sich ganz auf Gottes Liebe, sein Wort und seine Verheißungen zu verlassen. Er gibt uns die Kraft, den Weg zu gehen, den Jesus uns vorgelebt hat. Unser Vertrauen auf Gott soll uns Mut und Orientierung geben, auch wenn unser Leben Herausforderungen und Unsicherheiten mit sich bringt.

Hoffnung trägt uns durch alle Lebenslagen. Sie ist nicht einfach ein Wunschdenken oder eine naive Vorstellung, sondern eine tiefe Überzeugung, dass Gott mit uns geht. Gerade in schwierigen Zeiten erinnert uns die Fastenzeit daran, dass das Licht der Auferstehung am Ende unseres Weges steht. Diese Hoffnung ist nicht nur für uns selbst bestimmt, sondern wir sollen sie weitergeben und mit anderen teilen.

Liebe schließlich ist das Herzstück unseres Glaubens. Als Christen erwidern wir die Liebe Gottes in der Liebe zu unseren Mitmenschen. Fastenzeit bedeutet, diese Liebe bewusst zu leben – durch Vergebung, durch Achtsamkeit, durch konkrete Taten der Nächstenliebe. Es ist eine Zeit, in der wir nicht nur an uns selbst denken, sondern an jene, die unsere Hilfe brauchen.

Das Fasten, das Beten und das Geben sind drei zentrale Elemente dieser Zeit. Sie helfen uns, unser Herz zu weiten, uns von unnötigem Ballast zu befreien und uns intensiver mit Gott und den Menschen zu verbinden. Miteinander und füreinander – das ist die Botschaft der Fastenzeit. In Glauben, Hoffnung und Liebe dürfen wir uns auf Ostern vorbereiten und erfahren, dass Gott unser Leben in seinen Händen hält.

Wir wünschen allen eine gnadenreiche Fastenzeit.

P. Anto Poonoly